6

sweet home

 

schwerelos verfliegt der grunzende habitus

aus deinem blickfeld

das naturtalent reitet davon

das eichhörnchen wedelt direkt vor

deiner nase und wird

wohl nass

wenn es nicht

bald

aber dann ist es doch weg

 

dein flirrendes ich schabt die teigreste

aus der form

hängt die wäsche

spitz zulaufend

kaffee noch?

haushaltstag

maulklauenseuche

immer rund von zimmer zu

pflanze

gießen kochen einkauf der kühlschrank müsste mal

hier klebts

dekorationsgrauen

verwandelt sich in wonne wenn du es richtig

 

betrittst den schuhabtreter

den handzahmen direktor

der unaufgeregten klasse

die noch schläfrig auf ihren stühlen

so dirigierst du dich selbst

durch den tag

keinen keks mehr

lieber fitness

der schweineigel verwandelt sich in ein grünes monster

 

der küchenschrank wackelt erotisch

wenn du deine hand tief hineinsteckst

um reistüten zu umgreifen und spagetti

abzumessen

das staubkorn macht dich wahnsinnig

an

und weil keiner klingelt

der nix will

 

verlierst du deinen premium zugang

mit grünem tee

magic india

 

 

5

Ich selbst in mir so eigenartig verloren

als gäbe es keine verbindungen mehr zwischen mir und mir

als atmete das mündliche ein anderes universum, als seien die worte aus meinem mund ohne

herkunftsnachweis gefallen, als plappere eine andere in mir, während ich versuche, ihre sprache zu deuten,

als trügen meine füße mich ins nirgendwo, der richtungssinn fehlt, als wanderten meine gedanken über das freie feld, zerzaust vom wind, und so weit entfernt, dass ich sie kaum noch erkennen kann

als sähen meine augen die sonne und die kälte nur auf einem bildschirm, in HD qualität zwar, und doch jederzeit vom stromausfall bedroht,

als sei das telefon, das abgeschaltet war, weil ich meine rechnungen nicht bezahlt hatte, zwar wieder funktionsfähig, aber es behielte einen nicht wiedergutzumachenden fehler, denn es verbinde nicht mehr wirklich, und klingelt ohnehin nie

als seien die wochen, die vor mir liegen, niemals von meinem mühsam sortierenden hirn in eine struktur zu bekommen, als entzögen sie sich mir und meiner planung

als wäre der schlaf eine vergnügungsreise ins wunderland, als wolle er mich umnetzen und verführen, als wäre das eigene leben eine einzige große belanglosigkeit, die irgendwie zu jonglieren aufgegeben ist, als sei der weg doch vorgegeben und unveränderbar, als müsse einfach nur mühsam schritt für schritt

als könnte einfach jeden moment der himmel aufbrechen und alles in ein neues licht tauchen

als stünde etwas bevor

 

ich selbst in mir so eigenartig verloren

4

In der Normandie. Für M

 

auf der Zunge

die Spitze

salziger Butter

überreife Ringelotten deren 

Fleisch im Mund

verschwimmt

 

apfelhafte Karamellisierung, schwarze

Kirschen, Schattierungen

einfangen, die Luft

wie Austern auslösen, aussaugen, 

wie dich am Morgen und 

Abend, schweigend erlassen, 

dickflüssiger gelblicher

Pastis auf Würfeln

 

Gras

Hügel

Kühe, helle

Wind,

vom Meer,

steif, 

um die Ohren

 

luftig verlassene Küsse

das Wetter schlägt um das Meer könnte

weg sein, das Restaurant geschlossen

 

Wonneflächen im Gesicht, 

die Mohnblume

schwankt

3

ein fast vergessenes Eichhörnchen

poppt auf und

rasend verlegt es sich aufs Betteln

Betend verlegt es sich aufs

schneller sein als die anderen die nur

im Turnus sich selbst zeichnen

können

 

ein fast vergessenes Eichhörnchen

will keine frittierten Fliegen

es will

luft-leere Bäume und Schaum

ohne Nachhall

es will fliegen kopfüber ins

Notengewirr der Grashalme

die ein weiches Bett

 

das Eichhörnchen hält deinen

Blick

in Erwartung des Kommenden

 

völlig offen

2

alles dreht sich

die Welt sitzt in einem Schuhkarton

den du eigentlich nicht mitnehmen

wolltest

 

jetzt steht er in der Ecke

und starrt dich an ohne

Hoffnung auf

Vollendung

 

die Ideen stapeln sich im

Regal darüber doch das

Ewige weigert sich

eine Verbindung einzugehen

 

die ihn beleuchten könnte

warm und gleißend

ihn der nach Putzmittel riecht, irgendwie

chemisch

 

alles dreht sich

der Mann bäumt sich nicht mehr

die Frau sitzt im Haus

und schaut nur noch selten

 

aus dem Fenster

sie kramt sich

durch die Tage

während draußen die Blätter

 

fliegen die Umzugswagen rollen

und der stille Asphalt

zittert

vor Lust, aufgebrochen

 

aus dem nirgendwo

entsteht ein sanftmütiger Pfeil

den ich noch zögernd in der Hand

halte, innerlich gespannt

 

wie ein Elefantenzahn

gebogen, bereit zum Abschuss,

unangenehm überrascht von

 

deinem Atem

1

starte jetzt mit deinen ungeduldig spreizenden ästen

 

hüpft der zerrupfte

auf wackligen beinen

 

in deinen unvernünftig gelockerten

armbeugen handelst du dir

zärtlichkeit mit den fingernägeln

ein

 

in kleinen gefrorenen würfeln

scheint die welt gebannt

 

dein mund schwitzt langsam über dem meeresspiegel

wenn keine kühle

sich der nacht

überstülpt

wächst die lust zu versinken

 

zwitscher doch aus der roten kehle

winzling

 

bist du draußen

 

oder ich?

madame@currypoesie.com

Aachen-Kerkrade-Köln-Paris

 

über curry

Curry begegnet überall.

Und kann sehr unterschiedlich schmecken.

Ist immer eine Mischung. die immer anders ist. Und doch ein Allerweltsding.

Hat Farbe. Und Schärfe.

 

So erklärt sich der Name, falls sich das jemand fragt.

 

Weil Worte wie ein Curry immer anders sind. Die Mischung fasziniert mich.

Und schmeckt dir vielleicht auch? Vielleicht anders?